Hallo und herzlich willkommen. Schön, dass Ihr am Tandem-Programm „Berufspatenschaft offensiv“ teilnehmt und heute über Eure Berufspatenschaft ins Gespräch kommt. Stellt Euch und Euren beruflichen Hintergrund bitte kurz vor.
Barbara: Mein Name ist Barbara Bräuer. Ich lebe seit neunzehn Jahren in Halle an der Saale mit meinem Mann und meinen drei Kindern, bin ursprünglich aus Hamburg und habe in Lüneburg Kulturwissenschaften studiert. Heute arbeite ich freiberuflich als Coach und Supervisorin in Halle. Ich bin auch viel für die Freiwilligen-Agentur tätig, gebe ehrenamtlich Supervisionen für Ehrenamtliche in der Geflüchtetenhilfe und habe seit 2015 immer mal wieder Familien unterstützt, die Unterstützung brauchten. Und so kam ich dann zu der Berufspatenschaft.
Rose: Ich bin Rose Kobaia. Ich bin aus Syrien gekommen und bin seit drei Jahren in Halle (Saale). Ich bin Kunstlehrerin von Beruf. In Syrien habe ich in einer Mädchenkunstschule gearbeitet. Ich habe drei Kinder. Ich möchte in Halle als Erzieherin in einem Kindergarten arbeiten.
Ihr habt Euch im Tandem-Programm „Berufspatenschaft offensiv“ kennengelernt. Wie war der erste Eindruck voneinander?
Rose: Ich freue mich sehr, dass ich im Programm Barbara kennengelernt habe. Das ist sehr gut.
Barbara: Ich kann mich auch noch gut erinnern. Ich kam da rein, Ihr wart schon da. Du warst mit Deiner Schwester da. Und da sah ich zwei tolle Frauen sitzen.
Rose: (lacht) Danke sehr!
Barbara: Die sahen wunderbar aus, und beide waren sofort so offen und lachten und erzählten. Ich hatte sofort das Gefühl: das passt gut mit uns. Ich war beeindruckt, wie toll Du Deutsch sprichst. Fand ich toll. Ich hatte auch gleich das Gefühl – da können wir was bewegen zusammen.
Rose: Das ist für mich sehr wichtig, dass Barbara mich in allen Fragen unterstützt.
Wie oft habt Ihr Euch bereits getroffen?
Rose: Das waren sieben Mal, im Welcome Treff und in einem Park, einmal waren wir Weinblätter pflücken…
Barbara: Ja genau, und wir waren beim Jobcenter zusammen. Wir haben eine Bewerbung geschrieben. Der Besuch im Jobcenter war für mich interessant. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir da einen tollen Berater haben. Ich bin ganz traurig, wenn wir den jetzt nicht mehr haben, der war so nett und so offen. Man hatte das Gefühl, dass er wirklich helfen möchte. Ach so, wir haben uns sogar noch einmal mehr getroffen, weil wir ja am Mittwoch noch in der KITA waren.
Ich war auch neugierig auf ihre Kinder, und da haben wir uns einmal an der Peißnitz getroffen mit ihren beiden Töchtern, und ihre Mama war noch dabei. Und wir haben einfach erzählt. Ich habe mich mit den Kindern unterhalten. Die sprechen schon sehr gut Deutsch und ich glaube, sie sind sehr gut in der Schule.
Rose: Ja, sehr gut. Sie haben immer gute Noten.
Barbara: Die Kinder von Rose sind ja noch viel kleiner als meine, das hat mir Spaß gemacht, Deine Kinder kennenzulernen. Und als wir dann Weinblätter pflücken waren, da war dann eben der Sohn von Rose mit. Da habe ich ihn dann auch kennengelernt.
Welche Themen habt Ihr in Euren Treffen besprochen? Worum ging es? Welche Verabredungen habt Ihr getroffen?
Rose: Beim ersten Treffen haben wir uns kennengelernt und darüber gesprochen, wie mir Barbara helfen kann und was für mich beruflich am besten ist. Barbara hilft mir bei der Praktikumssuche im Kindergarten.
Barbara: Wir haben uns hier im Büro getroffen und den Lebenslauf und die Bewerbung zusammen geschrieben.
Rose: Barbara macht alles.
Barbara (lacht): nein, nein.
Rose: Ich sehe und sage immer: „Ja, das passt, gut“, aber sie schreibt alles.
Barbara: Die Wahrheit ist, Rose hatte ein Blatt mit, da stand alles perfekt drauf, mit der Hand aufgeschrieben. Das haben sie in der Schule schon gemacht. Ich habe gesagt, willst Du tippen oder soll ich tippen? Und dann haben wir gesagt, dass ich tippe. Ich kann etwas schneller tippen. Abends war noch dieses Treffen, was Ihr organisiert habt, mit der Bewerbung. Rose hatte keine Zeit, sie musste zu ihren Kindern. Aber ich bin dann stellvertretend hingegangen und habe die Bewerbung den Fachfrauen gezeigt. Und die haben gesagt, die Bewerbung ist gut so, alles super. Ich hatte noch zwei Fragen. Das konnten sie klären.
Welche Erfolgserlebnisse konntet Ihr bereits wahrnehmen oder feststellen in der Berufspatenschaft? Welche kleinen Ziele wurden erreichen?
Rose: Für mich ist ein Erfolg die fertige Bewerbung für ein Praktikum in einem Kindergarten. Mit Barbara ist alles leichter. Allein kann ich das nicht schaffen. Das betrifft auch den Lebenslauf.
Barbara: Ich musste grad mal nachdenken… Weil letzten Mittwoch war ein blöder Tag. Da kam erst das Ergebnis mit der B2-Prüfung – nicht bestanden. Das war blöd. Und dann wurden wir im Kindergarten versetzt, das war auch blöd. Da haben wir uns ein bisschen geärgert. Und dann habe ich mir gedacht, dass wir uns zusammen geärgert haben, aber gesagt haben: „Das macht nichts! Das geht weiter!“ Das fand ich dann auch ein Erfolg. Du verzweifelst dann auch nicht und bleibst mutig – wir schaffen das zusammen! Das finde ich gut. Was ich auch toll fand… Als wir im Jobcenter waren und ich das Gefühl hatte, wir bekommen da von der Behörde Unterstützung – das war auch erfolgreich. Nur manchmal habe ich das Gefühl… zum Beispiel hat Rose mich mal gefragt – „Wollen wir zusammen Kaffee trinken gehen?“ Und da hatte ich keine Zeit und das tat mir dann leid, weil ich zu meiner Arbeit musste. Deshalb habe ich mich sehr sehr gefreut, dass wir uns auch privat gesehen haben; mit Kindern, mit meinem Mann und mir Reisa zusammen. Für mich ist es einfach toll, dass ich Rose kennengelernt habe, weil sie einfach eine tolle Frau ist.
Rose: Dankeschön! (lacht)
Welche Herausforderungen habt Ihr in der Berufspatenschaft gemeinsam gemeistert?
Barbara: Das ist das, was ich gerade erzählt habe. Wenn man extra nochmal anruft und fragt, und dann klappt es nicht. Das ist irgendwie blöd. Von mir fand ich blöd, dass ich das mit dieser Vollmacht nicht beachtet habe. Das war mein Fehler. Das wäre nicht nötig gewesen. Es ist alles auch nicht so schlimm. Was denkst Du, habe ich noch was vergessen?
Rose: Ich glaube, wenn man etwas will, kann man das schaffen. Ich möchte B2 bestehen, ich muss viel lernen.
Was bedeutet für Euch die Berufspatenschaft und welche Erwartungen habt Ihr an die Berufspatenschaft?
Rose: Barbara hilft mir und meine Zukunft wird besser. Ich hoffe, ich finde eine gute Arbeit. Ich freue mich sehr, dass ich Barbara kennengelernt habe. Du bist eine tolle Frau.
Barbara: Ich musste ja in meinem Leben niemals vor Krieg fliehen. Gleichzeitig bin ich aber auch umgezogen. Ich bin nach Berlin gezogen und war da fremd. Ich kannte niemanden. Dann bin ich nach Halle gezogen. Ich war fremd, ich kannte niemanden. Und meine Erfahrung ist, dass Leute, die schon dort sind, die sowas wie ein Netzwerk haben, unglaublich toll unterstützen können. Und da ich auch selbstständig arbeite, ist für mich grade dieses Netzwerk so wichtig. Ich bin jetzt lange in Halle, ich kenne einfach total viele Leute und bin auch jemand, der schnell ins Gespräch kommt mit Leuten und da habe ich gedacht, das kann ich doch auch nutzen, für Andere, und ihnen den Einstieg erleichtern. Für mich ist es wie so eine Tür – wenn man alleine drückt, geht sie schwer auf – aber wenn man jemanden hat, der auf der anderen Seite ist und die Tür öffnet, dann geht es leichter hinein. Und das finde ich schön – ein schönes Bild. Ich finde es wichtig. Ich würde mir das wünschen, dass wir noch mehr Menschen gewinnen können, die ein bisschen ihrer Zeit einfach abgeben. Mehr ist es eigentlich nicht. Ein bisschen Zeit geben, ein bisschen Kontakte und dadurch unterstützen.
Die letzte Frage: Was habt Ihr voneinander gelernt?
Rose: Ich habe verstanden, dass es viel einfacher ist, Dinge zu meistern, wenn man Unterstützung bekommt, als Team.
Barbara: Ich habe gelernt, dass die Berufspatenschaft, die auf drei Monate begrenzt ist – ein guter Einstieg ist und dass aber gleichzeitig, weil wir uns von Anfang an gemocht haben, unsere Freundschaft erst grade anfängt. Und ich habe es sehr genossen, dass wir privat Zeit verbracht haben. Ich freue mich auch schon darauf, wenn wir mal wieder was zusammen unternehmen. Und ich habe gelernt, dass Rose wunderbar backen kann und sehr viel Liebe darauf verwendet, für ihre Familie zu kochen. Das finde ich auch ganz toll.