Gemeinsam Barrieren aufzeigen und abbauen: Wheelmapping für ein inklusives Sachsen-Anhalt

Es gibt Momente im Alltag, die viele von uns als selbstverständlich hinnehmen – wie einen Cafébesuch mit Freund:innen oder den Gang zum Amt. Doch für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können diese alltäglichen Aktivitäten zu echten Herausforderungen werden. Schmale Durchgänge, hohe Stufen oder unzugängliche Toiletten sind Barrieren, die oft unsichtbar bleiben, aber für viele Menschen eine große Rolle spielen. Hier setzt unser Projekt „Wheelmap-Aktionen für mehr inklusiven Zusammenhalt in Sachsen-Anhalt“ an.

Mit der Online-Plattform wheelmap.org können Menschen weltweit die Rollstuhlgerechtigkeit öffentlicher Orte bewerten und damit die Alltagsplanung von Menschen mit Behinderung erleichtern. Das Besondere: Jede:r kann weltweit mitmachen und selbst Orte bewerten – ganz unkompliziert ohne Anmeldung.

Aktionen rund um den 5. Mai: Wheelmapping in Sachsen-Anhalt

Und weil es gemeinsam mehr Spaß macht und durch das Mappen in der Gruppe neue Begegnungen entstehen, haben wir rund um den 5. Mai – dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung – zu Wheelmap-Aktionen in Sachsen-Anhalt eingeladen. Es war eine Gelegenheit für Menschen mit und ohne Behinderung, gemeinsam aktiv zu werden und die Barrierefreiheit ihrer Umgebung zu dokumentieren. In Halle, Stendal, Tangermünde und Sangerhausen fanden insgesamt fünf Aktionen statt – und die Ergebnisse sprechen für sich.

Ein Handy, das in der Hand gehalten wird und auf das gerade getippt wird. Darauf ist die Wheelmap-App geöffnet.In Halle wurde am 3. Mai im Rahmen des Freiwilligentags gemappt.

Erfolge in Tangermünde: Ein Eiscafé wird rollstuhlgerecht

In Tangermünde war die Selbsthilfegruppe „Barrierefreies Tangermünde“ in der nördlichen Innenstadt unterwegs, um zu testen, wie rollstuhlgerecht die Gegend ist. Es entstanden viele wertvolle Gespräche mit Ladeninhaber:innen. Ein besonders beeindruckendes Beispiel: Der Betreiber eines Eiscafés reagierte sofort auf den Hinweis der Gruppe, dass drei Stufen den Zugang für Rollifahrer:innen unmöglich machen und eine Rampe nötig sei. Noch während der Aktion recherchierte er nach geeigneten Rampenmodellen – mittlerweile hat er eine mobile Rampe beschafft und im Schaufenster seines Lokals ein entsprechendes Hinweisschild angebracht. Hartmut Behr, Organisator der Tour, blickt zufrieden auf die Aktion und die konstruktiven Gespräche, die daraus entstanden sind. Behr merkt aber auch an: „Trotz der Aktionen besteht weiterhin großer Bedarf, Geschäftsunternehmen in der Innenstadt zu sensibilisieren, denn nach wie vor müssen sich Rollifahrer Geschäfte und gastronomische Einrichtungen nur von außen ansehen. Weiterhin hat kein einziges Lokal eine Behindertentoilette.“

Barriere-Check in Sangerhausen: Verbesserungsbedarf erkannt

Auch die Sangerhäuser Innenstadt wurde genau unter die Lupe genommen: Das Örtliche Teilhabemanagement Mansfeld-Südharz organisierte hier eine Wheelmap-Aktion in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfekontaktstelle Pflege, dem Rollator-Club Sangerhausen und dem CJD Sachsen-Anhalt. Die Gruppe besuchte neun verschiedene Stationen, darunter die Stadtbibliothek, eine Ergotherapie-Praxis sowie mehrere Apotheken und Banken. Dabei wurde deutlich, dass auch Menschen mit Rollatoren auf viele Barrieren stoßen. Ein Beispiel: Toiletten mit so schmalen Schranken, dass Rollatoren nicht hindurch passen. Um Veränderungen anzustoßen, hat das Örtliche Teilhabemanagement nach der Tour sogar Empfehlungsschreiben mit Optimierungsmöglichkeiten an alle besuchten Stationen verfasst. Das Fazit von Teilhabemanagerin Kiana Nooraei: „Das Bewusstsein für die Belange von Betroffenen ist vorhanden und die Innenstadt ist auf einem guten Weg, aber einige Barrieren müssen noch ausgeräumt werden.“

Gemeinsam für ein rollstuhlgerechtes Sachsen-Anhalt: Eure Unterstützung zählt!

Diese Aktionen haben gezeigt: Barrierefreiheit ist eine gemeinsame Aufgabe – und jede:r kann dazu beitragen. Mit jeder Bewertung auf Wheelmap.org helfen wir dabei, Barrieren sichtbar zu machen und Inklusion voranzutreiben. Doch der Weg zu einer barrierefreien Gesellschaft ist noch lang, und es braucht weiterhin Engagement, um diese Ziele zu erreichen. Macht mit, bewertet Orte in der Wheelmap, oder organisiert eine eigene Wheelmap-Aktion – zusammen können wir die Welt Stück für Stück inklusiver machen!

Das Projekt „Wheelmap-Aktionen in Sachsen-Anhalt“ wird vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.

Kontakt

Freiwilligen-Agentur Halle
Sofia Tscholakidi, Sulamith Fenkl-Ebert
Telefon: 0179/ 41 85 415
Mail: sofia.tscholakidi@freiwilligen-agentur.de
Web: freiwilligenagentur-halle.de

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