Beim Ankommen begleitet: Cynthia und Nina

Cynthia, Mitte 20 und im 3. Monat schwanger, stammt ursprünglich aus Nigeria. Zusammen mit ihrem Freund ist sie zum Studium in Kiew, als die Ukraine Ende Februar 2022 von russischen Truppen angegriffen wird.

Beide fliehen Hals über Kopf Richtung Westen und kommen schließlich in den ersten Märztagen in Halle an. Wie zahlreiche andere finden sie sich in einer Turnhalle als Notquartier wieder. Die Hilfsbereitschaft der halleschen Bevölkerung ist riesig: Hallenser:innen aller Altersgruppen helfen mit Sach- und Kleiderspenden, einige 100 Freiwillige melden sich bei der Freiwilligen-Agentur und bieten ihre Hilfe in Form von Ankommenspatenschaften an, einige stellen privaten Wohnraum zur Verfügung.

So auch ein älterer Herr, der Cynthia und ihren Partner in seinem Haus im halleschen Süden aufnimmt und ihnen bei ersten Behördengängen zur Seite steht. Aber was die Themen Schwangerschaft und Geburt betrifft, damit kennen sich die beiden überhaupt nicht aus. So wendet sich die Tochter an die Freiwilligen-Agentur mit der Bitte, eine Frau oder Familie möge doch Cynthia in dieser besonderen Zeit beistehen.

Unter den mehr als 100 angemeldeten Ankommenspat:innen ist auch Nina, Anfang 30 und Mutter von zwei Kleinkindern. Die junge Frau engagiert sich schon seit längerem bei „Motherhood e.V.“, einem Verein, der sich deutschlandweit  für eine sichere und selbstbestimmte (vor-)geburtliche Versorgung einsetzt.

Cynthia und Nina lernen sich im Beratungsladen der Freiwilligen-Agentur kennen, stellen einander zunächst auf Englisch vor und sind sich sofort sympathisch.

In den darauffolgenden Monaten treffen sich die beiden Frauen häufig. Nina begleitet zu Arztterminen, gemeinsam besuchen sie die Schwangerenberatungsstelle der Caritas, ein Geburtshaus und einen Kreißsaal.

„Ich bin froh, dass ich Cynthia mit meinen eigenen Erfahrungen und meinen Kontakten emotional und praktisch unterstützen kann“, sagt Nina

Cynthia bringt ihr erstes Kind, einen kleinen Jungen, im September 2022 in einer halleschen Klinik zur Welt.

Die jungen Frauen halten weiterhin Kontakt, werden Freundinnen. Sie treffen sich mit den Kindern auf dem Spielplatz oder zum Picknick, tauschen sich aus. Inzwischen erwartet Cynthia wieder ein Baby.

„Es ist total schön, … so nah dabei zu sein und einen Teil des Prozesses mitzubekommen, wie eine Familie entsteht und Menschen zu Eltern werden. Außerdem ist sie auch einfach ein cooler Mensch und ich verbringe gerne Zeit mit ihr“, resümiert Nina.

Infos zum Projekt

Ankommenspatenschaften für Geflüchtete

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